GLS Treuhand im Dialog –

Nikolai Fuchs gehört zum Vorstand der GLS Treuhand. Menschen ermutigen, in Freiheit gemeinsam gestalten - unter diesen Gesichtspunkten wirkt die GLS Treuhand in thematischen Handlungsfeldern und strebt nach einer offenen Zivilgesellschaft, in der sich jede:r frei entfalten kann. Gemeinsam verbreitet die GLS Treuhand diese Idee von morgen mithilfe einer Kultur des Schenkens. Unter ihrem Dach sind zahlreiche Zukunftsstiftungen zu den unterschiedlichen Handlungsfeldern vereint.

In einer frühen Fassung vom Rumpelstilzchen soll Gold zu Stroh gesponnen worden sein. Ist das die eigentlich interessantere Fassung des Märchens?

Die heutige Lesart des Märchens ist schon gut so. Denn Stroh ist eine wesentliche Komponente von (warmem) Mist - anders als die kalte, flüssige Gülle aus den Spaltenboden-Ställen. Und Mist ist das Gold des Landwirtes. Mist ist die wesentliche Komponente für den Aufbau von Bodenfruchtbarkeit, und damit dem aufbauenden Pol, den zu unterstützen Alfred Rexroth so wichtig war, um dem abbauenden Pol der Industrie etwas entgegen zu stellen.

Wie kommen wir zu einer Kultur des Schenkens?

Durch Loslassen üben beim Schenken.

Was braucht es, um loslassen zu können?

Selbstbewusstsein. Wenn ich weiß, wer ich bin beziehungsweise welche Identität ich habe, dann kann ich auch das, was ich nicht bin beziehungsweise für meine Identität nicht brauche, loslassen. Dazu die Freude, jemand anderen in eine freie Entwicklung gehen zu lassen - und sich überraschen lassen, was daraus wird.

Wie verwandelt man Verlust in Gewinn?

Es gibt einen Spruch der sagt: "Never waste a good crisis". Ein Verlust ist meist eine kleine Krise. Indem ich mich aufmache, den Verlust zu ersetzen, aber so, dass ich an die Stelle etwas Besseres, etwas Zukunftsweisendes setze, dann entsteht Gewinn ...

Ist Ermutigung Eure wichtigste Aufgabe?

Ja. Mit unseren Förderungen geben wir das Signal: "Es ist gut was Du vorhast. Geh voran!"

Und welche Rolle spielt die Neuguss dabei?

Sie ist einer unserer wichtigsten Partner - seit Jahrzehnten steht sie treu an unserer Seite und ist über unser bei ihr eingelegtes partiarisches Darlehen ein Mit-Garant dafür, dass es uns gibt! Dazu lernen wir voneinander und miteinander, bilden sozusagen eine Lern-Gemeinschaft. Sie bringt das unternehmerisch Gemeinwohlorientierte, wir das im gemeinnützig Gemeinwohlorientierte. Das ist eine stetige gegenseitige Befruchtung. Über die treuhänderische Alfred-Rexroth-Stiftung, aber auch neu die Neuguss-Stiftung leistet sie zudem eigene Förderbeiträge, schwerpunktmäßig im Bereich "Neue Arbeit" und Ausbildungen.

„Einfach machen“ – Was wäre Ihr nächstes Projekt, wenn Sie jegliche Freiheit dazu hätten?

Einen neuen Studiengang mit dem Thema "Gesundheit-Landwirtschaft-Ernährung", ausgehend nicht von der Naturwissenschaft, wie heute üblich sondern von der Humanwissenschaft kommend gründen. Damit könnte man den oben erwähnten aufbauenden Pol, der Rexroth zum Ausgleich des abbauenden Pols der Industrie so ein Anliegen war, auch auf der Ebene der Hochschulausbildung verankern.